Langjährige Nutzer wird das nicht überraschen, dennoch kann man nun feststellen, dass es wissenschaftlich bewiesen ist: Twitch wird immer freizügiger – und das ist wörtlich zu nehmen. Denn immer häufiger geht es auf Twitch nicht um Games, sondern halbnacktes Drumherum.

Anfangs Spiele statt Halbseidenes

Twitch ist vor mittlerweile gut einem Jahrzehnt gestartet und anfangs war das Konzept simpel: Über das Internet konnte man anderen beim Spielen zusehen und auch mit den Spieler*innen kommunizieren. Doch in den letzten Jahren hat sich die Streaming-Plattform immer mehr in eine Richtung entwickelt, nämlich der Zurschaustellung weiblicher Rundungen.

Denn immer häufiger geht es in den Streams von Spielerinnen allenfalls nur noch am Rande um die Games, wenn überhaupt. Stattdessen gibt es so genannte „Hot Tub“-Streams, ASMR-Videos (Autonomous Sensory Meridian Response) und noch einiges mehr.

Zwei Forscherinnen im Bereich der Bildungswissenschaften auf der Universität im spanischen Alcalá, Kristel Anciones-Anguita und Mirian Checa-Romero, wollten nun wissen, ob das nur ein subjektiver Eindruck ist oder ob sich tatsächlich von seinen Gaming-Wurzeln entfernt und immer mehr zu einer Art „OnlyFans light“ wird.

Wenig überraschend ist, dass letzteres der Fall ist: Denn für ihre Studie, die nun im Fachmagazin Nature veröffentlicht wurde, haben die beiden rund 2000 Videos analysiert und kommen zum Schluss, dass sich Frauen deutlich häufiger und intensiver selbst-sexualisierend als Männer verhalten und präsentieren, was auf ein breiteres Muster der „Pornifizierung“ digitaler Inhalte hindeutet, um Publikum anzulocken.

Let's Play: So lukrativ ist Streaming auf Twitch & Co. in Deutschland Kristel Anciones-Anguita erklärt: „Mit unserer Studie wollten wir die Art und das Ausmaß der sexualisierten Kultur in stark maskulinisierten Umgebungen wie Live-Streaming-Plattformen beleuchten. Wir haben untersucht, wie einige Streamerinnen auf die Pornifizierung ihrer Inhalte zurückgreifen, um Zuschauer zu gewinnen, und welche Auswirkungen dies auf die Wahrnehmung und das Verhalten der Nutzer hat, insbesondere bei Teenagern, die ihre Vorstellungen von Sexualität noch nicht verinnerlicht haben.“

Die Medienforscherinnen erfassten dabei zwischen September und Oktober 2022 die 1920 beliebtesten Videos auf Twitch, diese umfassten nicht nur Games, sondern auch andere „offenere“ Kategorien. Grundsätzlich bzw. insgesamt wurden mehr männliche Streamer erfasst, unter den Frauen auf Twitch war die Anzahl der sexualisierten Inhalte allerdings wesentlich höher.

Nur zwei männliche Streamer wurden als „hypersexuell“ eingestuft, im Vergleich dazu wurden 389 Streamerinnen so eingestuft. Als „sexuell“ wurden nur fünf männliche Streamer aus der gesamten Stichprobe eingestuft, bei den Frauen waren es 190 Streamerinnen.

Das Psychologie-Magazin PsyPost fasst das folgendermaßen zusammen: „Weibliche Streamerinnen trugen eher freizügige Kleidung, richteten die Kamera auf ihren ganzen Körper und zeigten Verhaltensweisen oder Körperhaltungen, die als verführerisch oder explizit sexuell angesehen wurden.“ Im Gegensatz dazu nutzte der überwiegende Teil der männlichen Gamer die Plattform im ursprünglichen Sinne der Erfinder, nämlich um Spiele zu zeigen.